Die meisten Schweizer Gründerinnen und Gründer träumen von einem Börsengang (IPO). Die Vision ist klar: Sie läuten die Glocke an der New Yorker Börse oder notieren an der SIX Swiss Exchange. Der Name des Unternehmens taucht in den Finanznachrichten auf. Die ersten Mitarbeiter werden zu Millionären. Das ist der endgültige Gütesiegel.
Das zeigen die Daten. Im Jahr 2020 haben Schweizer Start-ups 17 Übernahmen und nur 2 IPOs[1] durchgeführt. Im Jahr 2021 erreichte die Zahl der Exits ein Rekordhoch. Aber M&A waren immer noch führend. Sie machten über 90% aller Exits aus[2]. Dann verschob sich der Markt. Nach dem Höchststand von 2021 ging das Exit-Volumen im Jahr 2023 stark zurück. Im Jahr 2024 gab es 41 Exits von Schweizer Startups, alle durch M&A[3]. Dieses Muster gilt für ganz Europa und die Vereinigten Staaten. Die meisten wagnisfinanzierten Unternehmen steigen durch Übernahmen aus, nicht durch Börsengänge.
IPOs sind nicht unmöglich. Schweizer Unternehmen wie die On AG haben bei einem Börsengang an der NYSE im Jahr 2021 $746 Millionen eingenommen[4]. BioVersys ging im Februar 2025 an der SIX Swiss Exchange an die Börse. Das Unternehmen erreichte eine Marktkapitalisierung von rund 216 Millionen CHF[5]. Diese Gewinne sind real. Sie sind nur nicht das häufigste Ergebnis.
Für Gründer, die vorausplanen, und Investoren, die sich Ziele setzen, ist es wichtig, alle Ausstiegsmöglichkeiten zu kennen. In diesem Artikel wird erläutert, wie Übernahmen funktionieren. Er erklärt, was ein IPO erfordert. Und er zeigt auf, welche anderen Möglichkeiten es auf dem Schweizer Markt gibt.
Warum Ausstiegspläne für beide Seiten wichtig sind
Gründer und Investoren starten mit unterschiedlichen Zeitplänen. Die meisten Risikokapitalgeber wollen einen Ausstieg innerhalb von 5 bis 10 Jahren[6]. Ihre Fondsstruktur erfordert dies. Sie haben Geld von ihren eigenen Investoren aufgenommen. Diese Investoren erwarten Renditen nach einem bestimmten Zeitplan.
Gründer denken oft längerfristig. Sie haben dieses Unternehmen aufgebaut. Sie haben das Team eingestellt. Das Produkt trägt Ihre Vision. Zu früh zu verkaufen könnte bedeuten, Geld auf dem Tisch liegen zu lassen. Zu lange zu warten könnte bedeuten, den richtigen Käufer zu verpassen.
Diese unterschiedlichen Ansichten führen zu Spannungen. Im Jahr 2022 strebte das Schweizer Unternehmen beqom eine Investition von $300 Millionen von Sumeru Equity Partners[7] an. Ein Hauptgrund? Ein Versprechen an einen früheren Investor, Goldman Sachs, eine gute Ausstiegssituation zu schaffen. Der Druck der Investoren ist real. Er prägt Entscheidungen.
Für Investoren hilft die Kenntnis der Ausstiegsfakten bei der Festlegung der Portfolioziele. Wenn Sie in 10 Start-ups investieren, werden die meisten durch eine Übernahme aussteigen. Einige wenige könnten völlig scheitern. Eines könnte einen Börsengang erreichen. Die Planung für diese Aufteilung ist wichtig.
Für Gründer sollte die Ausstiegsplanung frühzeitig beginnen. Saubere Kapitaltabellen helfen. Klares Eigentum an geistigem Eigentum hilft. Starke Finanzsysteme helfen. Ein Schweizer Startup, das sich vom ersten Jahr an auf den Ausstieg vorbereitet, hat im siebten Jahr mehr Möglichkeiten.
Der Hauptweg: Strategische Übernahmen
Wenn ein Schweizer Startup aussteigt, wird es in der Regel gekauft. Die Daten sind eindeutig. Fusionen und Übernahmen (M&A) machen praktisch alle Exits von Schweizer Start-ups aus[2].
Warum sind Übernahmen führend? Schnelligkeit und Gewissheit. Ein Börsengang erfordert monatelange Vorbereitungen, die Genehmigung der Vorschriften und die Abstimmung des Marktes. Ein Buyout kann innerhalb von sechs Monaten bis zu einem Jahr abgeschlossen werden[8][9]. Das Ergebnis ist mehr Sicherheit.
Wer kauft Schweizer Startups?
Grosse globale Unternehmen kaufen oft Schweizer Innovationen. Die Liste der Käufer von TOP 100 Swiss Startups umfasst Apple, Intel, Johnson & Johnson, Pfizer, Qualcomm, Sony und Boehringer Ingelheim[4].
Warum kaufen ausländische Unternehmen Schweizer Start-ups? Dafür gibt es drei Hauptgründe.
Technik und Patente: Die Schweiz hat einen hohen Anteil an Deeptech-Unternehmen. Das Land macht mehr Patente pro Person als die meisten anderen Länder[10]. Ausländische Käufer wollen dieses geistige Eigentum.
Talent und Fähigkeiten: Schweizer Hochschulen wie die ETH Zürich und die EPFL bilden hochqualifizierte Ingenieure und Wissenschaftler aus. Der Kauf eines Schweizer Start-ups bedeutet oft den Kauf eines ganzen Expertenteams[10].
Qualität und Nachweis: Ein Schweizer Unternehmen, das jahrelange Arbeit überlebt, eine Finanzierung erhalten und ein Produkt gebaut hat, hat etwas bewiesen. Die Messlatte für Qualität ist hoch. Dieser Beweis zählt für die Käufer.
Aktuelle Schweizer Buyout-Beispiele
BETA CAE Systems International AG wurde von Cadence, einem kalifornischen Softwarekonzern, für über $1,2 Milliarden[11] gekauft. Dieses schweizerisch-griechische Unternehmen konzentrierte sich auf technische Software. Die Übernahme zeigt, wie sehr die großen US-Tech-Firmen Hightech-Kompetenzen aus der Schweiz schätzen.
Ava AG, ein in Zürich ansässiges Medizintechnikunternehmen, das sich auf die Gesundheit von Frauen konzentriert, wurde im Juli 2022 von FemTec Health übernommen[4]. Ava wurde 2014 gegründet und war ein ständiges TOP 100 Schweizer Startup. Dieser Deal ist typisch dafür, wie etablierte Gesundheitsunternehmen Schweizer Innovatoren aufkaufen.
Die strategischen Gründe sind je nach Sektor unterschiedlich. Pharmaunternehmen kaufen Schweizer Biotech-Firmen wegen ihrer Medikamentenpipelines. Tech-Giganten kaufen Schweizer KI-Firmen für ihren Code und ihr Talent. Industrieunternehmen kaufen Schweizer Engineering-Startups für ihre Innovationen.
Die Sicht der Gründer auf M&A
Für Gründer bedeutet ein Buyout sowohl Erleichterung als auch Verlust. Erleichterung, weil Jahre intensiver Arbeit zu Ende gehen. Ihre Investoren erhalten Renditen. Ihre Mitarbeiter erhalten eine Auszahlung. Das Unternehmen wird mit den Ressourcen des Käufers schneller skalieren.
Verlust, weil Sie die Kontrolle verlieren. Der Käufer trifft jetzt Entscheidungen. Er könnte den Produktpfad ändern. Sie könnten das Team versetzen. Sie könnten Funktionen abschalten, die Sie geliebt haben.
Buyout-Gespräche werden komplex. Neben dem Preis ist auch die Struktur des Geschäfts wichtig. Werden Sie Bargeld, Aktien des kaufenden Unternehmens oder beides erhalten? Gibt es Gewinnbeteiligungen, die an zukünftige Ergebnisse gebunden sind? Müssen Sie nach dem Verkauf noch zwei oder drei Jahre bleiben? Diese Bedingungen bestimmen, was der Ausstieg wirklich für Sie bedeutet.
Die Sicht der Investoren auf M&A
Für Investoren bieten Buyouts schnelleres Geld als IPOs. Angenommen, Sie investieren 2 Millionen CHF bei einem Wert von 10 Millionen CHF. Sie besitzen 20% des Unternehmens. Ein Buyout für 50 Millionen CHF bedeutet, dass Ihre Aktien 10 Millionen CHF wert sind. Das ist eine 5fache Rendite.
Aber das Timing von Übernahmen ist wichtig. Wenn Sie zu früh verkaufen, lassen Sie das Wachstum auf dem Tisch liegen. Warten Sie zu lange, und die Marktbedingungen könnten sich verschlechtern. Der ideale Zeitpunkt für eine Übernahme ist, wenn das Unternehmen gut läuft, aber seinen Höhepunkt noch nicht erreicht hat.
Investoren drängen oft auf eine Übernahme, wenn sie ein Risiko sehen. Die Wettbewerber könnten aufholen. Der Markt könnte sich verschieben. Das Gründerteam könnte müde sein. Jetzt zu verkaufen könnte klüger sein, als auf eine ungewisse Zukunft zu warten.
Der Traumpfad: Der Gang an die Börse
Bei einem IPO wird ein privates Unternehmen in ein öffentliches Unternehmen umgewandelt. Die Aktien werden an einer Börse gehandelt. Jeder kann sie kaufen. Das Unternehmen erhält Zugang zu den öffentlichen Kapitalmärkten.
Schweizer Startups können sich an der SIX Swiss Exchange im eigenen Land listen lassen. Oder sie können globale Börsen wie die NYSE oder NASDAQ anstreben. Jeder Weg hat unterschiedliche Regeln und Vorteile.
SIX Swiss Exchange Regeln
Um an der SIX Swiss Exchange notiert zu werden, müssen die Unternehmen bestimmte Kriterien erfüllen[12][13][14].
Mindest-Eigenkapital: 25 Millionen CHF an ausgewiesenem Eigenkapital am ersten Handelstag.
Mindestwert des Streubesitzes: Aktien im Wert von 25 Millionen CHF müssen vom Publikum gehalten werden.
Mindeststreubesitzanteil: Mindestens 20% der börsennotierten Aktien müssen sich in öffentlicher Hand befinden.
Diese Vorschriften gewährleisten, dass genügend Aktien öffentlich gehandelt werden, um einen echten Markt zu schaffen. Die Unternehmen müssen außerdem Finanzberichte vorlegen, die den IFRS- oder US-GAAP-Standards entsprechen[14]. Ein formelles Dokument muss erstellt und von einer zugelassenen Prüfstelle genehmigt werden.
Für Schweizer Emittenten gelten zusätzliche Governance-Vorschriften. Die Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) schreibt eine obligatorische Abstimmung der Aktionäre über die Vergütung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung ab dem ersten Tag der Kotierung vor[15]. Dies spiegelt den strengen Schweizer Ansatz der “Mitsprache bei der Vergütung” wider.
Zeitleiste: Ein typisches IPO an der SIX Swiss Exchange dauert vier bis sechs Monate[14]. Darin enthalten sind zwei bis drei Monate für die Vorbereitung der Dokumente. Hinzu kommen etwa fünf Wochen für die formale Genehmigung.
Aktuelle Beispiele für Schweizer IPOs
Bei AG den grössten Börsengang eines Schweizer Start-ups der letzten Zeit. Das Laufschuhunternehmen sammelte im September 2021 $746 Millionen an der NYSE ein[4]. On AG war 2014 und 2015 ein TOP 100 Schweizer Startup. Das Unternehmen entschied sich für eine Notierung in den USA, um Zugang zu größeren Kapitalpools zu erhalten. Außerdem wollte es globale Sichtbarkeit.
BioVersys, ein in Basel ansässiges Biotech-Unternehmen, ging im Februar 2025 an die SIX Swiss Exchange[5]. Der Börsengang führte zu einer Marktkapitalisierung von rund 216 Millionen CHF auf der Grundlage des Eröffnungskurses. Die Schweizer Heimatbörse bleibt ein gangbarer Weg für Deeptech-Unternehmen.
ONWARD Medizinisch verfolgte ebenfalls den Weg des Börsengangs[4]. Schweizer Medtech-Unternehmen können an die Börse gehen, wenn sie eine ausreichende Grösse erreichen.
Warum IPOs weniger häufig sind
IPOs klingen toll. Warum also gehen so wenige Schweizer Start-ups auf diese Weise aus dem Markt[1][2]?
Kosten und Arbeit: Ein Börsengang erfordert viel juristische Arbeit. Sie brauchen Buchhaltungsprüfungen. Sie müssen Vorschriften einreichen. Sie brauchen Beratungsgebühren. Diese Kosten belaufen sich auf Millionen von Franken.
Laufende Aufgaben: Öffentliche Unternehmen müssen vierteljährlich über ihre Gewinne berichten. Sie sehen sich mit Klagen von Aktionären konfrontiert. Sie müssen sich der Kontrolle des öffentlichen Marktes stellen. Die Geschäftsleitung wendet viel Zeit für Investor Relations auf.
Markt-Timing-Risiko: IPO-Fenster öffnen und schließen sich je nach Marktbedingungen. Wenn die Märkte vor Ihrem Börsengang zusammenbrechen, können Sie Jahre warten, bis sich die Bedingungen verbessern.
Größenbedarf: Die meisten Schweizer Start-ups sind einfach nicht gross genug, um einen Börsengang zu rechtfertigen. Nehmen wir an, Ihr Unternehmen ist 30-50 Millionen CHF wert. Ein Buyout macht mehr Sinn als ein Börsengang.
Die Sicht der Gründer auf IPOs
Für Gründer bedeutet ein Börsengang, dass sie die Kontrolle und das Erbe behalten. Sie bleiben CEO. Das Unternehmen behält seinen Namen und seine Kultur. Das Team bleibt zusammen. Sie können weiterhin auf eine langfristige Vision hinarbeiten.
Aber die öffentlichen Märkte schaffen neue Zwänge. Wenn Sie Ihr vierteljährliches Gewinnziel verfehlen, fällt Ihre Aktie. Aktivistische Investoren könnten eine Änderung der Strategie verlangen. Der Schwerpunkt verlagert sich von langfristigen Innovationen auf Quartalsergebnisse.
Die Vorbereitung auf den Börsengang ist intensiv. Sie werden Monate mit Anwälten und Buchhaltern verbringen. Sie werden Roadshows durchführen und sich mit potenziellen Investoren treffen. Sie unterziehen sich der Überprüfung der Vorschriften. Viele Gründer finden diesen Prozess ermüdend.
Die Sicht der Investoren auf IPOs
Für frühe Investoren schafft ein Börsengang zwar Bargeldoptionen, aber keine sofortigen Ausstiegsmöglichkeiten. Die meisten IPOs beinhalten Sperrfristen von 90 bis 180 Tagen. Während dieser Zeit können die frühen Anleger keine Aktien verkaufen[16].
Nach Ablauf der Sperrfrist müssen die Anleger vorsichtig verkaufen. Der Verkauf großer Aktienpakete kann den Aktienkurs abstürzen lassen. In der Regel verkaufen sie über Monate oder Jahre hinweg.
IPOs können ausgezeichnete Renditen erzielen. Angenommen, Sie investieren Geld im Wert von 10 Millionen CHF. Das Unternehmen geht mit einem Wert von 500 Millionen CHF an die Börse. Ihr Anteil ist um das 50-fache gestiegen. Aber dieses Ergebnis ist selten.
Andere Ausstiegsmöglichkeiten, die Sie kennen sollten
Neben Buyouts und IPOs gibt es noch andere Ausstiegsmöglichkeiten. Diese Wege sind in der Schweiz weniger verbreitet. Aber es lohnt sich, sie zu kennen.
Spezielle Erwerbsgesellschaften (SPACs)
SPACs bieten einen schnelleren Weg zu den öffentlichen Märkten. Ein SPAC ist ein Unternehmen, das zuerst Geld durch einen Börsengang aufnimmt und dann ein privates Unternehmen kauft. Das gekaufte Unternehmen geht an die Börse, sobald der Deal abgeschlossen ist.
Energie-Gewölbe, ein Schweizer Energiespeicherunternehmen, fusionierte mit Novus Capital II, einem US-amerikanischen SPAC[4]. Das fusionierte Unternehmen wurde an der NYSE unter dem Kürzel NRGV gehandelt. Das Geschäft wurde abgeschlossen, nachdem Energy Vault eine Finanzierungsrunde der Serie C abgeschlossen hatte. Das Unternehmen hat außerdem seine Technologie im kommerziellen Maßstab validiert.
SPACs erreichten ihren Höhepunkt im Jahr 2021. Seitdem hat sich der Trend weltweit abgekühlt. Die SIX Swiss Exchange erlaubte die Notierung von SPACs ab November 2021[17]. Doch seit dem anfänglichen Boom hat der Markt nicht mehr viel Aktivität erlebt.
Für Gründer bieten SPACs einen schnelleren Zugang zum öffentlichen Markt als herkömmliche IPOs. Für die Investoren bedeuten sie eine schnellere Liquidität. Aber SPAC-Geschäfte sind oft mit komplexen Verhandlungen verbunden. Auch die Kontrolle der Vorschriften hat zugenommen.
Sekundärverkäufe und teilweises Bargeld
Einige Gründer und frühe Mitarbeiter verkaufen vor dem endgültigen Ausstieg Anteile an neue Investoren. Dies wird als Zweitverkauf bezeichnet. Das Unternehmen nimmt kein neues Kapital auf. Stattdessen verkaufen die derzeitigen Aktionäre ihre persönlichen Anteile.
Die Sekundärmärkte sind im Schweizer System nach wie vor eher unterentwickelt[18]. Die Anleger wollen vor dem endgültigen Ausstieg schnelles Geld. Es ist jedoch schwierig, Käufer für private Aktien zu finden. Die Preise sind unklar. Rechtliche Beschränkungen schränken oft den Kreis der Käufer ein.
Management-Buyouts und finanzielle Umstrukturierung
Bei einem Management-Buyout (MBO) kauft das Führungsteam des Unternehmens die bisherigen Investoren auf. Dieser Weg eignet sich am besten für rentable Unternehmen mit stetigem Cashflow.
MBOs sind bei von Risikokapital finanzierten Start-ups selten. Risikokapitalgeber wollen in der Regel höhere Renditen als ein MBO bieten kann. Aber für selbstfinanzierte Unternehmen oder solche mit bescheidenem Wachstum kann ein MBO den Gründern die volle Kontrolle geben.
Bei der finanziellen Umstrukturierung werden die Eigentumsverhältnisse des Unternehmens neu geordnet. Neue Investoren könnten alte Investoren aufkaufen. Fremdkapital kann Eigenkapital ersetzen. Diese komplexen Geschäfte lösen spezifische Probleme. Aber sie sind keine üblichen Ausstiegspläne.
Grenzüberschreitende Dynamiken bei Schweizer Exits
Der Schweizer Startup-Markt ist sehr global. Rund 85% der Schweizer Deeptech-Finanzierung stammen aus ausländischen Quellen[10]. Globale Risikokapitalfirmen investieren in großem Umfang in Schweizer Innovationen. Dies schafft eine natürliche Pipeline für grenzüberschreitende Übernahmen.
Wenn ausländische VCs Schweizer Startups finanzieren, bringen sie diese oft mit potenziellen Käufern aus ihren Netzwerken zusammen. Eine in den USA ansässige VC-Firma, die Geld in ein Schweizer KI-Unternehmen steckt, weiß, welche Tech-Giganten aus dem Silicon Valley an dieser Technologie interessiert sein könnten.
Die Schweizer KMU sind auch auf der Käuferseite aktiver geworden. Im Jahr 2023 schlossen Schweizer KMU eine Rekordzahl von 76 Outbound-M&A-Deals ab[19]. Sie nutzten dabei den starken Schweizer Franken. Dieser Trend gilt zwar für KMU im Allgemeinen, nicht nur für Start-ups, zeigt aber, dass Schweizer Unternehmen auf der globalen Bühne immer häufiger als Käufer auftreten.
Der strategische Grund für ausländische Übernahmen beruht auf drei Faktoren. Erstens, Technologie und Patente. Zweitens: Talent und Fähigkeiten. Und drittens der Beweis, dass der Aufbau eines Unternehmens im strengen System der Schweiz möglich ist[10].
Die Realität der gescheiterten Ausstiege
Nicht jedes Start-up erreicht einen guten Abschluss. Manche Unternehmen werden einfach stillgelegt.
Im Jahr 2023 wurden 206 Schweizer Start-ups aus der Startupticker-Datenbank geschlossen[20], mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2022 (88).
Bei den wagnisfinanzierten Unternehmen war die Situation noch schlimmer. Im Jahr 2023 wurden 73 Start-ups, die zuvor eine Finanzierung erhalten hatten, geschlossen[20], fast viermal so viele wie im Jahr 2022 (19 Schließungen).
Warum scheitern Startups, bevor sie einen Exit erreichen? Der Produkt-Markt-Fit stellt sich nicht ein. Die Finanzierung läuft aus. Konkurrenten gewinnen. Der Markt verschiebt sich. Technische Herausforderungen erweisen sich als zu groß. Gründungsteams brechen auseinander.
Ein wichtiges Detail: Während allgemeine Statistiken darauf hindeuten, dass die Hälfte aller neuen Unternehmen innerhalb von fünf Jahren scheitert, sind die Misserfolgsquoten bei wirklich innovativen Start-ups viel geringer[10]. Ein Schweizer Startup mit starker Technologie, akademischer Unterstützung und frühzeitiger Traktion hat bessere Chancen als ein allgemeines Kleinunternehmen, das sich anmeldet.
Für Investoren erklären diese Misserfolgsquoten, warum die Verteilung des Portfolios wichtig ist. Angenommen, Sie investieren in 10 Start-ups. Drei scheitern vollständig. Sechs steigen über bescheidene Übernahmen aus. Eines schafft einen großen Ausstieg. Ihr Portfolio kann immer noch gut abschneiden. Die Gewinner müssen die Verluste kompensieren.
Für Gründer bedeutet das Wissen um das Risiko des Scheiterns, Stärke zu entwickeln. Behalten Sie eine lange Startbahn. Erreichen von Meilensteinen, die weitere Finanzmittel freisetzen. Knüpfen Sie Beziehungen zu mehreren potenziellen Käufern. Halten Sie sich Optionen offen.
Wie lange dauert ein Ausstieg wirklich?
Gründer schätzen die Zeitspanne bis zum Ausstieg oft zu kurz ein. Daten des Swiss Startup Radar zeigen, dass die durchschnittliche Zeit von der Gründung bis zum Exit etwa 10 Jahre beträgt[21].
Das ist länger, als die meisten Gründer zu Beginn erwarten. Wenn Sie Ihre Startkapitalrunde aufbringen, scheint ein Jahrzehnt unvorstellbar weit weg zu sein. Aber der Aufbau eines Unternehmens, das für Käufer attraktiv oder für den öffentlichen Markt bereit ist, braucht Zeit.
Der Biowissenschaftssektor tendiert zu noch längeren Fristen. Biotech-Unternehmen brauchen Jahre für klinische Versuche. Regelmäßige Genehmigungsverfahren verlängern die Zeitspanne. Ein Biotech-Startup kann von der Gründung bis zum Exit 12-15 Jahre brauchen.
Software- und Fintech-Unternehmen können sich schneller entwickeln. Wenn Sie einen starken Produkt-Markt-Fit und ein schnelles Umsatzwachstum erreichen, können Sie in 5-7 Jahren aussteigen. Aber das ist immer noch länger als die 3-4 Jahre, die sich viele Erstgründer vorstellen.
Für Anleger prägt der 10-Jahres-Durchschnitt die Portfoliostrategie. Wenn Sie Geld aus einem 10-Jahres-Fonds anlegen, kann es sein, dass Unternehmen, in die Sie im ersten Jahr investiert haben, gerade dann aussteigen, wenn Ihr Fonds geschlossen wird. Spätere Investitionen werden möglicherweise nicht vor dem Ende der Laufzeit Ihres Fonds abgeschlossen.
Die Kenntnis dieser Fristen hilft bei der Festlegung realistischer Ziele. Ein Ausstieg im Jahr 5 ist schnell. Ein Ausstieg im Jahr 10 ist typisch. Ein Ausstieg im Jahr 15 ist möglich (und wird die Geduld aller Beteiligten auf die Probe stellen).
Exit Prep: Was wirklich zählt
Ganz gleich, ob Sie eine Übernahme oder einen Börsengang planen, bestimmte Vorbereitungsschritte erhöhen Ihre Erfolgschancen.
Kappentisch reinigen: Käufer und IPO-Zeichengeber prüfen Ihre Eigentümerstruktur sorgfältig. Eine Cap-Table mit Dutzenden von Kleinanlegern schafft Probleme. Unklare Eigentumsanteile schaffen Probleme. Ungelöste Streitigkeiten schaffen Probleme. Halten Sie Ihre Kapitaltabelle vom ersten Tag an einfach und übersichtlich.
Klares IP-Eigentum: Jedes Patent, jede Marke und jede technische Erfindung muss eindeutig dem Unternehmen gehören. Gründer behalten manchmal das persönliche Eigentum an geistigem Eigentum. Bei Spin-offs von Universitäten sind die Lizenzbedingungen manchmal unklar. Lösen Sie diese Probleme frühzeitig.
Starke Finanzsysteme: Die Käufer werden eine finanzielle Due-Diligence-Prüfung durchführen. Sie wollen saubere Bücher sehen. Sie wollen eine klare Zählung der Einnahmen. Sie wollen geprüfte Abschlüsse. Börsengänge erfordern die Einhaltung von IFRS oder US-GAAP[14]. Bauen Sie ordnungsgemäße Buchhaltungssysteme auf, bevor Sie sie brauchen.
Der Kunde verbreitet sich: Angenommen, ein Kunde macht 80% Ihres Umsatzes aus. Die Käufer sehen das Risiko. Was passiert, wenn dieser Kunde abwandert? Durch die Streuung Ihres Kundenstamms wird das Unternehmen attraktiver und wertvoller.
Mehrere mögliche Wege: Fixieren Sie sich nicht zu früh auf einen Ausstiegsweg. Ein Gründer, der nur einen Börsengang will, könnte gute Übernahmeangebote ablehnen. Ein Investor, der nur eine Übernahme erwartet, könnte das Potenzial für einen Börsengang verpassen. Halten Sie sich Optionen so lange wie möglich offen.
Tipps für Schweizer Gründer und Investoren
Das Schweizer Startup-System bietet mehrere Wege zum Geld. Doch diese Wege sehen oft anders aus, als Gründerinnen und Gründer zu Beginn oft erwarten.
Wenn Sie ein Gründer sind, planen Sie eine 10-jährige Reise. Knüpfen Sie Kontakte zu potenziellen Käufern in Ihrem Sektor. Seien Sie sich bewusst, dass Ihr Ausstieg höchstwahrscheinlich durch eine Übernahme und nicht durch einen Börsengang erfolgen wird. Bereiten Sie Ihr Unternehmen auf dieses wahrscheinliche Ergebnis vor. Lassen Sie aber auch Raum für andere Optionen.
Wenn Sie ein Investor sind, sollten Sie Ihre Portfolioziele in erster Linie auf M&A ausrichten. Suchen Sie nach Start-ups mit klarem Übernahmepotenzial. Beurteilen Sie die Gründerteams nach ihrer Fähigkeit, ihre Vorhaben über einen Zeitraum von zehn Jahren umzusetzen. Sie sollten wissen, dass die meisten Renditen von einigen wenigen großen Gewinnern kommen und nicht von stetigen Gewinnen über alle Investitionen hinweg.
Die Daten zeigen, dass Fusionen und Übernahmen der wichtigste Ausstiegspfad bleiben werden. Schweizer Unternehmen wie On AG, BioVersys und ONWARD Medical beweisen jedoch, dass Börsengänge für Unternehmen, die eine ausreichende Größe erreichen, funktionieren können. Andere Wege wie SPACs bieten Optionen für bestimmte Situationen.
Bei CapiWell bringen wir Schweizer Investoren mit Startups in der Wachstumsphase zusammen, die den frühen Proof-of-Concept hinter sich gelassen haben. Diese Unternehmen entwickeln sich in Richtung der in diesem Artikel beschriebenen Exit-Pfade. Ganz gleich, ob Sie ein Gründer sind, der sich auf eine künftige Übernahme oder einen Börsengang vorbereitet, oder ein Investor, der in einem Stadium einsteigen möchte, in dem die Exit-Zeiten klarer sind - wenn Sie verstehen, wohin die Reise geht, können Sie Ihre Planung entsprechend anpassen. Das Schweizer Ökosystem bietet starke Fundamente. Es gibt mehrere Wege zur Liquidität. Der Erfolg erfordert eine realistische Planung und eine geduldige Umsetzung über Jahre, nicht Monate.
Referenzen
[1] Startup.ch, “Schweizer Exits und IPOs im Jahr 2020”
[2] Startup-Exit.ch, “Rekord an Exits in der Schweiz im Jahr 2021”
[3] Greater Geneva Bern Area, “Swiss Start-ups Secure CHF 2.4 Billion in 2024 Amid Shifting Investment Trends”
[4] TOP 100 Startups, “Exits & IPOs der TOP 100 Schweizer Startups seit 2021”
[5] SIX Group, “Going public an der Schweizer Börse”.”
[6] Startupxplore, “Was sind die besten Exit-Strategien für Startups und Investoren?”
[7] Swisspreneur Podcast
[8] OneAdvanced, “Wie lange dauert der M&A-Prozess?”
[9] Baker McKenzie Resource Hub, “Listing documentation and process | SIX Swiss Exchange”
[10] startupticker.ch, “Wie sich das Schweizer Start-up-Ökosystem in der aktuellen Finanzierungskrise schlägt”
[11] startupticker.ch, “2,4 Milliarden Franken für Schweizer Start-ups”
[12] Lexology, “Im Rückblick: Regeln für IPOs in der Schweiz”
[13] Baker McKenzie Resource Hub, “Listing documentation and process | SIX Swiss Exchange”
[14] Baker McKenzie Resource Hub, “Quick Summary | SIX Swiss Exchange | Cross-Border Listings Guide”
[15] Lexology, “In Kürze: IPO-Governance in der Schweiz”
[16] startupticker.ch, “Zahl der Startup-Liquidationen steigt”
[17] Global Legal Insights, “Initial Public Offerings Laws & Regulations | Switzerland”
[18] SICTIC, “Sekundärmärkte und Aktionärspooling - Umfrage unter Unternehmern”.”
[19] Deloitte, “Starker Rückgang der M&A-Aktivitäten, während Schweizer KMU eine Rekordzahl ausländischer Unternehmen erwerben”.”
[20] startupticker.ch, “Zahl der Startup-Liquidationen steigt”
[21] Fintech News Switzerland, “Startup Exits on the Rise in Switzerland: Study”
Exit Prep: Was wirklich zählt
Ganz gleich, ob Sie eine Übernahme oder einen Börsengang planen, bestimmte Vorbereitungsschritte erhöhen Ihre Erfolgschancen.
Kappentisch reinigen. Käufer und IPO-Zeichengeber prüfen Ihre Eigentümerstruktur sorgfältig. Eine Cap-Table mit Dutzenden von Kleinanlegern schafft Probleme. Unklare Eigentumsanteile schaffen Probleme. Ungelöste Streitigkeiten schaffen Probleme. Halten Sie Ihre Kapitaltabelle vom ersten Tag an einfach und übersichtlich.
Klares IP-Eigentum. Jedes Patent, jede Marke und jede technische Erfindung muss eindeutig dem Unternehmen gehören. Gründer behalten manchmal das persönliche Eigentum an geistigem Eigentum. Bei Spin-offs von Universitäten sind die Lizenzbedingungen manchmal unklar. Lösen Sie diese Probleme frühzeitig.
Starke Finanzsysteme. Die Käufer werden eine finanzielle Due-Diligence-Prüfung durchführen. Sie wollen saubere Bücher sehen. Sie wollen eine klare Zählung der Einnahmen. Sie wollen geprüfte Abschlüsse. Börsengänge erfordern die Einhaltung von IFRS oder US-GAAP[14]. Bauen Sie ordnungsgemäße Buchhaltungssysteme auf, bevor Sie sie brauchen.
Der Kunde verbreitet sich. Angenommen, ein Kunde macht 80% Ihres Umsatzes aus. Die Käufer sehen das Risiko. Was passiert, wenn dieser Kunde abwandert? Durch die Streuung Ihres Kundenstamms wird das Unternehmen attraktiver und wertvoller.
Mehrere mögliche Wege. Fixieren Sie sich nicht zu früh auf einen Ausstiegsweg. Ein Gründer, der nur einen Börsengang will, könnte gute Übernahmeangebote ablehnen. Ein Investor, der nur eine Übernahme erwartet, könnte das Potenzial für einen Börsengang verpassen. Halten Sie sich Optionen so lange wie möglich offen.