Im Jahr 2023 führte die Fusion von UBS und Credit Suisse zu einer großen Veränderung im Schweizer Bankwesen. Dies stellte Tausende kleiner und mittlerer Unternehmen, auch KMU genannt, vor ein Problem.
Die Credit Suisse wurde oft als “die Bank für Unternehmer” bezeichnet. Sie vergab Kredite an wachsende Unternehmen in Bereichen wie saubere Technologien und Medizintechnik. Die UBS war vorsichtiger. Sie konzentrierte sich auf die Vermögensverwaltung für vermögende Kunden und vergab Kredite, die durch Immobilien wie Gebäude besichert waren.
Als sich die Banken zusammenschlossen, konnten viele Unternehmen die benötigten Kredite nicht mehr erhalten. Dafür gab es zwei Hauptgründe: Erstens senkte die UBS häufig den Gesamtkreditbetrag, um das Risiko zu verringern, wenn ein Unternehmen Kredite von beiden Banken hatte. Zweitens verlagerten viele Unternehmen ihr Geld zu regionalen Banken, was ebenfalls ihren Zugang zu Krediten veränderte.
Die größten Probleme traten zwischen März 2023 und Mitte 2025 auf. In dieser Zeit führten die beiden Banken ihre Computersysteme zusammen. Viele Unternehmer, die zuvor gute Beziehungen zu ihren Kundenbetreuern bei der Credit Suisse hatten, wurden plötzlich wie Neukunden behandelt. Sie mussten sich neuen Prüfungen unterziehen und neue Sicherheiten stellen, also wertvolle Vermögenswerte, die Sie einer Bank versprechen, falls Sie einen Kredit nicht zurückzahlen können.
Warum traditionelle Banken Schwierigkeiten haben, die Lücke zu schließen
Die Schweizer Banken haben genug Geld, um Kredite zu vergeben. Das Problem ist, dass das, was Unternehmen brauchen, und das, was die Grossbanken anbieten wollen, nicht zusammenpassen.
Viele Schweizer Unternehmen hatten früher Konten sowohl bei der UBS als auch bei der Credit Suisse. Diese Strategie half ihnen, bessere Kreditkonditionen zu erhalten. Nach der Fusion war dies nicht mehr möglich. Beispielsweise hatte ein Unternehmen möglicherweise einen Kredit in Höhe von 2’000’000 CHF bei der Credit Suisse und einen Kredit in Höhe von 1’500’000 CHF bei der UBS. Nach der Fusion genehmigte die UBS möglicherweise nur noch einen Gesamtkredit in Höhe von 2’000’000 CHF. Das Unternehmen verlor damit sofort den Zugang zu CHF 1’500’000.
Durch die Fusion änderte sich auch, wer Kredite erhalten konnte. Die Credit Suisse vergab häufig Kredite an Unternehmen, die Produkte in andere Länder verkaufen. Diese Unternehmen besitzen zwar keine Gebäude, verfügen aber über einen stetigen Geldfluss aus Kundenverkäufen. Die UBS hat strengere Regeln und vergibt Kredite lieber gegen Immobilien. Ein Unternehmen mit einem guten Vertrag, aber ohne Gebäude als Sicherheit, könnte von der UBS abgelehnt werden, selbst wenn die Credit Suisse den Kredit genehmigt hätte.
Wie andere Banken reagieren
Regionale staatliche Banken, sogenannte Kantonalbanken, gewannen viele neue Kunden. Diese Banken haben jedoch ihre Grenzen. Laut Gesetz müssen sie sich auf ihre Heimatregion konzentrieren. Außerdem bevorzugen sie die Vergabe von Krediten gegen Immobilien, was Unternehmen, deren Wert in Ideen oder Technologien liegt, nicht weiterhilft.
Einige große internationale Banken versuchten ebenfalls, Schweizer Unternehmen für sich zu gewinnen. Allerdings konzentrieren sie sich in der Regel auf sehr große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 50 Millionen Schweizer Franken. Damit bleiben die meisten kleineren Schweizer Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 5 und 15 Millionen Schweizer Franken außen vor.
Alternative Kreditvergabe tritt in Kraft
Da traditionelle Banken weniger Kredite vergeben, hat sich eine neue Option namens ’alternative Kreditvergabe’ entwickelt. Ein Teil dieses Marktes ist das Crowdlending, bei dem viele Menschen online kleine Geldbeträge an ein Unternehmen verleihen. Dieser Markt wuchs von 406.800.000 CHF im Jahr 2023 auf 491.000.000 CHF im Jahr 2024.
Größere und etabliertere Unternehmen nutzen diese Plattformen mittlerweile ebenfalls. Im Jahr 2022 belief sich der durchschnittliche Kreditbetrag auf etwa 250.000 CHF. Bis 2024 stieg er auf 350.000 CHF. Diese Plattformen bieten entscheidende Vorteile:
- Geschwindigkeit: Die Beantragung eines Kredits bei einem alternativen Kreditgeber dauert etwa zwei bis drei Wochen. Bei einer traditionellen Bank kann dies mittlerweile zwei bis vier Monate dauern. Für ein Unternehmen, das schnell Bargeld benötigt, ist eine so lange Wartezeit keine Option.
- Sicherheiten: Banken verlangen Immobilien oder Bargeld als Sicherheit für einen Kredit. Alternative Kreditgeber betrachten den Cashflow eines Unternehmens. Sie prüfen, ob die eingehenden Gelder ausreichen, um die Kreditraten zu bezahlen. Diese Vorgehensweise eignet sich gut für Technologieunternehmen, deren Hauptvermögenswerte Ideen und Kundenverträge sind, nicht Gebäude.
- Kosten: Alternative Kreditgeber verlangen oft höhere Zinssätze zwischen 4,51 % und 8,01 %. Banken verlangen zwischen 2,01 % und 4,51 %. Auch wenn diese Variante teurer erscheint, finden viele Unternehmer, dass sie sich lohnt. Die Kosten für die monatelange Verzögerung eines Projekts während der Wartezeit auf einen Bankkredit sind oft viel höher als die zusätzlichen Zinsen.
Was dies für Innovationsbranchen bedeutet
Der Kreditmangel trifft neue und wachsende Branchen besonders hart. Die Finanzierungslücke ist in den Branchen, auf die sich CapiWell konzentriert, am größten. Unternehmen aus den Bereichen saubere Technologien und Ingenieurwesen benötigen beispielsweise Geld für große, teure Anlagen. Banken verlangen nun fast 100% Sicherheiten für diese Anlagen und bevorzugen stattdessen Immobilien.
Unternehmen, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI) oder neuen Medikamenten befassen, stehen vor einem anderen Problem. Ihr Wert liegt in ihren Ideen und Patenten, die Banken nicht als Sicherheiten anerkennen. Alternative Kreditgeber verstehen diese Unternehmen besser. Sie können Kredite auf der Grundlage vorhersehbarer monatlicher Einnahmen von Kunden gewähren.
Zwei Unternehmensbeispiele
Ein Ingenieurbüro in der Ostschweiz mit einem Jahresumsatz von CHF 12’000’000 war seit 30 Jahren Kunde der Credit Suisse. Als es an der Zeit war, den Kredit zu verlängern, kürzte die UBS den Betrag um 40%. Das Unternehmen nutzte eine Crowdlending-Plattform, um das benötigte Geld für neue Ausrüstung zu beschaffen.
Ein Medizintechnikunternehmen in Zürich benötigte 500.000 CHF, um mehr von seinem Produkt herzustellen. Eine große Bank lehnte den Antrag ab, da das Unternehmen neu war und keine Immobilien als Sicherheiten vorweisen konnte. Das Unternehmen erhielt den Kredit innerhalb von drei Wochen von einer digitalen Kreditplattform, die stattdessen seine steigenden Umsätze berücksichtigte.
Wie KMU ihre Optionen bewerten sollten
Unternehmen müssen nun alle ihre Optionen für die Aufnahme eines Kredits prüfen. Dabei ist es wichtig, Geschwindigkeit, Sicherheiten, Beziehungen und Kosten zu vergleichen.
- GeschwindigkeitTraditionelle Banken sind mittlerweile langsam. Kantonalbanken sind etwas schneller. Alternative Plattformen sind am schnellsten, mit digitalen Prozessen, die nur wenige Wochen dauern.
- Sicherheiten: Sowohl Großbanken als auch Kantonalbanken verlangen Immobilien als Sicherheit. Alternative Kreditgeber sind flexibler und können Kredite auf der Grundlage des Cashflows eines Unternehmens vergeben.
- BeziehungenDie persönliche Beziehung, die viele Unternehmer zu ihrer Bank hatten, verschwindet zunehmend. Entscheidungen bei Großbanken werden heute oft von Computerprogrammen getroffen. Kantonalbanken bieten in ihrer Region nach wie vor einen persönlichen Service. Alternative Plattformen sind direkt und klar in Bezug auf ihre Online-Bedingungen.
- KostenDie Bankzinsen mögen niedrig erscheinen, aber es können zusätzliche Gebühren anfallen. Alternative Plattformen verlangen einen höheren Zinssatz, aber es handelt sich um einen Pauschalpreis ohne versteckte Gebühren. Für viele Unternehmen ist der schnelle Geldfluss den höheren Zinssatz wert.
Die Zeiten, in denen ein Unternehmen nur eine Hausbank hatte, sind vorbei. Heute beziehen kluge Unternehmen Geld aus verschiedenen Quellen. Eine Kombination aus einer Kantonalbank, einer alternativen Kreditplattform und vielleicht einer Großbank sorgt für eine solidere Finanzplanung.
Der Wandel im Schweizer Bankwesen ist unumkehrbar. Unternehmen, die auf eine Rückkehr zu den alten Methoden warten, werden zurückbleiben. Kluge Unternehmen werden mit einer Kombination verschiedener Finanzierungsoptionen erfolgreich sein.
Für Investoren bietet diese neue Situation auch Chancen. Es ist jetzt wichtiger denn je, einen ausgewogenen Investitionsplan zu haben. Plattformen wie Capiwell Schweizer Investoren dabei zu unterstützen. Sie bieten eine Möglichkeit, risikoreiche Geschäfte mit hohen Renditen durch stabilere alternative Anlagen auszugleichen. Durch einen Multi-Asset-Ansatz können Anleger ein starkes Portfolio aufbauen und gleichzeitig Schweizer Unternehmen dabei helfen, die für ihr Wachstum erforderlichen Finanzmittel zu beschaffen.
Referenzen (APA)
- Neue Zürcher Zeitung (NZZ), “Die Erosion der Hausbank-Beziehung‘ (2024)
- Hochschule Luzern (HSLU), “Crowdfunding Monitor Schweiz” (2024)
- SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft), “Umfrage zum Zugang von KMU zu Finanzmitteln” (2024)
- Swissmechanic, “Konjunkturbarometer / KMU-MEM-Umfrage” (2024)
- Finews, “Ausländische Banken werben um Schweizer KMU angesichts der Dominanz der UBS” (2024)