PropTech und Smart Cities: Von der Spekulation zu nachhaltigen Geschäftsmodellen

Die PropTech-Finanzierung brach 2023 um 42% auf nur noch $11,4 Milliarden[1] ein und erreichte damit einen Fünfjahrestiefstand. Unter diesem Trümmerhaufen verbergen sich jedoch eine echte kommerzielle Validierung und spezifische regulatorische Vorteile, die die Schweiz zu Europas führendem Investitionsstandort für PropTech machen. Die Reifung des Sektors von spekulativen Risikoprodukten zu bewährten Geschäftsmodellen schafft einen überzeugenden Wendepunkt. Der weltweite PropTech-Umsatz erreichte im Jahr 2024 $40,19 Mrd. und wird bis 2032 voraussichtlich mit einer CAGR von 11,9% auf $88,37 Mrd. wachsen[2]. Noch wichtiger ist, dass führende Unternehmen jetzt eine nachhaltige Wirtschaftlichkeit mit Bruttomargen von 70%+ und Abwanderungsraten von unter 2% aufweisen - Kennzahlen, die die Gewinner von den wagnisfinanzierten Trümmern unterscheiden.

Das Präzisionsspiel: Schweizer Innovation beweist trotz Gegenwinds am Markt globale Grösse

Das Schweizer PropTech-Ökosystem zeigt eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit und Wachstumspotenzial, wobei die Unternehmen internationale Grösse erreichen und gleichzeitig einzigartige regulatorische Vorteile nutzen. 

  • PriceHubble, Zürichs führendes Unternehmen für KI-gestützte Immobilienbewertung, ist ein Beispiel für diesen Erfolg mit einer Gesamtfinanzierung von $42,39 Millionen, einem Jahresumsatz von $23,4 Millionen und Niederlassungen in neun Ländern, darunter Japan und die Niederlande[3]. Die sieben strategischen Übernahmen des Unternehmens, darunter Urbanease im Jahr 2023, zeigen die Skalierbarkeit der Schweizer PropTech-Innovation.
  • Properti, auf Platz #61 der TOP 100 Startups der Schweiz, sammelte 10,85 Millionen CHF ein und digitalisiert mit mehr als 150 Mitarbeitern landesweit Immobilientransaktionen von Anfang bis Ende[4]. 
  • Archilyse, das Spin-off der ETH Zürich, das von großen Schweizer Finanzinstituten unterstützt wird, erzielt durch KI-gestützte Portfoliooptimierung[5] 2-4% Ertragssteigerungen für Kunden. 

Diese Unternehmen profitieren von den technologieneutralen regulatorischen Rahmenbedingungen und den erstklassigen Gebäudeeffizienzstandards der Schweiz, die Premiummärkte für PropTech-Lösungen schaffen.

Die führende Rolle der Schweiz im Bereich Smart Cities bietet zusätzliche Wettbewerbsvorteile. Zürich ist seit sechs Jahren in Folge auf Platz #1 des globalen Smart City Index, während Genf und Basel konstant unter den Top 10 der Weltrangliste rangieren[6]. Diese Führungsposition führt zu echten Geschäftsmöglichkeiten: Das GeniLac-Projekt in Genf ist Europas größtes grünes Fernwärmenetz, während das HORTUS-Gebäude in Basel ein Vorzeigebeispiel für intelligente Gebäudetechnologie darstellt. Mit mehr als 50 Schweizer Städten, die sich aktiv an der Entwicklung intelligenter Städte beteiligen, und mehr als 14.000 MINERGIE-zertifizierten Gebäuden im ganzen Land übersteigt die Nachfrage nach PropTech-Lösungen den europäischen Durchschnitt deutlich.

Intelligente Gebäudetechnologie weist die überzeugendsten ROI-Kennzahlen des Sektors auf. Untersuchungen von JLL bestätigen, dass für jede Investition von $1 über fünf Jahre $3 Rendite erzielt wird, mit 10-20% Verbesserungen der betrieblichen Effizienz und 15-30% Energiekostensenkungen[7]. Der weltweite Markt für intelligente Gebäude wuchs von $117,4 Mrd. im Jahr 2024 auf voraussichtlich $568 Mrd. im Jahr 2032, was eher auf bewährte kommerzielle Anwendungen als auf spekulative Einsätze zurückzuführen ist.

Vertrauen aufbauen: Was die Gewinner von den Verlierern unterscheidet

Die Korrektur am PropTech-Markt hat nachhaltige Unternehmen von wagnisfinanzierten Experimenten getrennt. Der Börsengang des amerikanischen Unternehmens ServiceTitan im Dezember 2024 mit einer Bewertung von $9 Mrd. - das Unternehmen eröffnete mit $71 und schloss die Woche mit $105,27 - zeigt eine echte kommerzielle Traktion mit $770+ Mio. ARR und 110%+ Nettobindungsraten[8]. In ähnlicher Weise erreichte Bilt Rewards (USA) eine Bewertung von $10,8 Mrd. bei einem jährlichen Zahlungsvolumen von $45 Mrd., was beweist, dass PropTech-Unternehmen, die echte Probleme lösen, eine außergewöhnliche Größe erreichen können.

Die Bautechnologie bietet trotz der branchenweiten Herausforderungen besonders attraktive Möglichkeiten. Gropyus (Österreich), der führende Anbieter von Holzfertigteilen, hat 2024 140 Mio. EUR durch eine Kombination aus Eigen- und Fremdfinanzierung für die automatisierte modulare Fertigung aufgebracht[9]. Hero Software (Deutschland) sicherte sich mit 40 Millionen Euro den größten PropTech-Deal in Deutschland für ESG-Tracking und Workflow-Management. Diese Unternehmen gehen grundlegende Probleme der Branche an: Arbeitskräftemangel, Nachhaltigkeitsanforderungen und betriebliche Ineffizienz.

Für Unternehmer machen diese Beispiele deutlich, wonach Investoren tatsächlich suchen: bewährte Führungsteams mit Industrieerfahrung, systematische Ansätze zur Skalierung und transparente Governance-Strukturen, die institutionelles Vertrauen schaffen. Für Investoren werden diese Vertrauenssignale immer wichtiger, da Misserfolge in der PropTech-Branche zu einer Rechenschaftspflicht auf Vorstandsebene und zu einer aufsichtsrechtlichen Überprüfung des Einsatzes von Immobilientechnologie führen.

Kommerzielle Validierungsdaten zeigen jedoch Leistungslücken zwischen Marketingaussagen und gemessenen Ergebnissen. Während die Anbieter von intelligenten Gebäuden Energieeinsparungen von 30%+ versprechen, werden in der Praxis durchschnittlich nur 8-15% erreicht[10]. Diese Diskrepanz spiegelt die allgemeinen Herausforderungen der Branche in Bezug auf die Einführung von Technologien und die Komplexität der Umsetzung wider, die erfahrene Investoren bei der Bewertung von PropTech-Gelegenheiten berücksichtigen müssen.

Das Schweizer Objektiv: Vorteile für Bauherren und Geldgeber

Das Schweizer PropTech-Ökosystem zeigte sich 2024 aussergewöhnlich stark und verzeichnete eine rekordverdächtige Transaktionsaktivität, während die weltweite Finanzierung zurückging. Mit 28 Finanzierungsrunden, die das höchste Aktivitätsniveau der Branche darstellen, übertraf Swiss PropTech den allgemeinen Venture-Trend, der im Jahresvergleich um 8,5% zurückging[11].

Für Unternehmer bietet die Schweiz drei wesentliche Vorteile, die sich über Investitionszyklen hinweg summieren. 

  • Die regulatorische Stabilität ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Das Klima- und Innovationsgesetz legt verbindliche Netto-Null-Ziele bis 2050 fest und bietet Anreize für erneuerbare Energien im Wärmebereich in Höhe von 200 Millionen Franken, während das Bundesgesetz über die sichere Stromversorgung einen raschen Ausbau der erneuerbaren Energien fordert[12]. Diese politische Stabilität steht in starkem Kontrast zur regulatorischen Unsicherheit im Zusammenhang mit der Klimagesetzgebung in anderen Märkten.
  • Der Marktzugang vervielfacht die Chancen durch die europäische Integration. Der Clean Industrial Deal der EU, der im Februar 2025 anläuft, zielt auf den 38 Billionen Euro schweren privaten Kapitalpool in Europa für den Einsatz von PropTech ab. Schweizer Unternehmen profitieren von diesem massiven Marktzugang und können gleichzeitig ihre operative Exzellenz beibehalten, die europäische Partner sehr schätzen. Zu den grenzüberschreitenden Möglichkeiten gehören Ko-Investitionen im Rahmen des 500-Millionen-Euro-Programms der Europäischen Investitionsbank zur Förderung von Smart-City-Infrastrukturen.
  • Lokale Erfolgsgeschichten beweisen, dass das Schweizer Modell in großem Maßstab funktioniert. Neustark erhielt 61 Mio. CHF für eine CO₂-Speichertechnologie mit dem Ziel, bis 2030 durch Partnerschaften mit Swiss International Air Lines und Holcim 1 Mio. Tonnen Kohlenstoff zu entfernen[13]. LIBREC erzielte 90%+ Rückgewinnungsraten von Batteriekomponenten durch geschlossenes Recycling, während H55 CHF 65 Millionen für Lösungen für die elektrische Luftfahrt einnahm und damit die herausragende Stellung der Schweizer Ingenieurskunst in angrenzenden Mobilitätsbereichen unter Beweis stellte.

Für Investoren bedeutet der Schweizer Ansatz, dass die kommerzielle Validierung gegenüber der Entwicklung bahnbrechender Technologien im Vordergrund steht, was zu besseren risikobereinigten Renditen führt, wenn der Sektor reift. Die Schweizer Präzisionsfertigungskapazitäten sind perfekt auf industrielle Anwendungen abgestimmt, die eher operative Exzellenz als Massenware erfordern. Darüber hinaus bietet der FINMA-konforme Rechtsrahmen der Schweiz erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber den EU-Märkten, da die prinzipienbasierte Regulierung die Kosten für die Einhaltung der Vorschriften im Vergleich zu den präskriptiven EU-Rahmenbedingungen reduziert.

Allerdings müssen sowohl Bauherren als auch Geldgeber die wirtschaftlichen Herausforderungen in bestimmten PropTech-Kategorien anerkennen. Die Immobilienbranche gehört zu den Branchen mit der größten Digitalisierungsresistenz: 61% der gewerblichen Unternehmen arbeiten noch immer mit Altsystemen, und die Einführungsraten hinken anderen Branchen um 5-10 Jahre hinterher[14]. Das Durchschnittsalter der Immobilienfachleute von 54 Jahren verstärkt diese Herausforderung noch, ebenso wie die Kultur der Branche, in der beziehungsbasierte Transaktionen Vorrang vor technologiegesteuerten Prozessen haben.

Die CapiWell-Verbindung

Die PropTech-Korrektur schafft aussergewöhnliche Chancen für Schweizer institutionelle Investoren, die eine rigorose Due-Diligence-Prüfung durchführen, die sich auf die Wirtschaftlichkeit der Einheiten konzentriert und nicht auf Wachstum-um-jede-Kosten-Metriken. CapiWell bringt erfahrene Investoren und umsetzungsorientierte Unternehmer zusammen und schafft ein Umfeld, in dem Schweizer Präzision auf globale Innovation trifft, um Chancen zu identifizieren, die sich aus der Reifung des Sektors hin zu nachhaltigen Geschäftsmodellen und nachgewiesener kommerzieller Validierung ergeben.


 

Referenzen:

[1] https://www.bisnow.com/national/news/proptech/from-boom-to-bust-how-2023-became-proptechs-most-turbulent-year-122169

[2] https://www.fortunebusinessinsights.com/proptech-market-108634

[3] https://tracxn.com/d/companies/pricehubble/__Q_9met9QwKTRxCME_2RE7hTU30RzTlTdmnAFAyfPiGU

[4] https://www.top100startups.swiss/The-3-most-promising-Swiss-Proptech-startups-of-2023-according-to-investors

[5] https://www.archilyse.com/2020/06/30/high-quality-data-for-real-estate/

[6] https://www.s-ge.com/en/article/news/20252-ranking-imd-smart-city-index-2025?ct

[7] https://www.jllt.com/blog/top-4-trends-influencing-the-roi-of-smart-buildings/

[8] https://www.hellodata.ai/help-articles/biggest-proptech-exits-of-2024

[9] https://sifted.eu/pro/briefings/construction-tech-2024

[10] https://www.aceee.org/research-report/a1701

[11] https://ggba.swiss/en/swiss-start-ups-secure-chf-2-4-billion-in-2024-amid-shifting-investment-trends

[12] https://www.loc.gov/item/global-legal-monitor/2023-07-06/switzerland-voters-approve-law-codifying-net-zero-target-by-2050/

[13] https://www.top100startups.swiss/The-17-most-promising-Swiss-cleantech-startups-of-2023-according-to-investors

[14] https://whatfix.com/blog/real-estate-digital-transformation/

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